Sie schaute mich an und stellte fest: „Du bist sehr nachgiebig.“
Diesen Satz habe ich in Erinnerung behalten, obwohl er aus meiner Schulzeit stammt (oh je, wie lang ist’s her 🙂
Damals war ich noch verunsichert und habe mich gefragt, was schlimm daran ist, nachgiebig zu sein. Denn mir war zu der Zeit noch nicht bewusst, dass ich nur deshalb so nachgiebig war, weil ich es mir angewöhnt hatte – um leichter durchs Leben zu kommen und um Konflikten aus dem Weg zu gehen.
Aber wer weiterkommen will, muss zu sich stehen und seine Ziele verfolgen. Eine Angewohnheit wie Nachgiebigkeit steht dir dabei nur im Weg. Was dir stattdessen hilft, sind gesunde Grenzen, die du setzt.
Nachgiebigkeit ist eine Schutzfunktion
Nachgiebigkeit ist ein beliebter Weg, um sich vor Anstrengung, Auseinandersetzung und Kritik zu schützen. Sie zu durchschauen und sich davon zu lösen, ist nicht so einfach, wie wir anfangs glauben. Denn Nachgiebigkeit ist hartnäckig und äußert sich in vielen Formen. Ein paar Beispiele:
- Du backst wie alle anderen Mütter auch einen Kuchen für das Kindergartenfest, anstatt zu sagen, dass dir die Zeit fehlt, einen Kuchen zu backen (Schutz vor Kritik)
- Du postest lieber schöne Selfies auf Instagram, statt inhaltsstarke und zielgerichtete Postings zu veröffentlichen (Schutz vor Anstrengung)
- Du stimmst gerne der weit verbreiteten Meinung zu, dass eine Website für Selbständige nicht unbedingt notwendig ist (Schutz vor Auseinandersetzung und Anstrengung)
Findest du dich in einem Punkt wieder?
Das ist verständlich, denn sich anzupassen und nachzugeben ist einfacher, als überzeugt und selbstbewusst für sich einzustehen. Es ist bequemer und sicherer, Altbekanntes und Bewährtes zu wiederholen, als Neues zu lernen und sich auf einen spannenden, unbekannten Weg einzulassen.
Auch der Meinung anderer zuzustimmen oder sie unkommentiert im Raum stehen zu lassen ist einfacher, als sie zu hinterfragen und dich kritisch zu äußern.
Doch sei dir bewussst: Das alles hält dich leider zurück. Denn nur, wenn du dich aus deiner Komfortzone herauswagst, kommst du weiter und wirst auf selbstbewusste Art sichtbar.
Nachgiebigkeit vermeidet deine Sichtbarkeit
Verstecken ist für Kinder ein beliebtes Spiel. Sie halten sich die Hände vor die Augen und glauben, nicht mehr gesehen zu werden. Je älter sie werden, umso mehr setzt der Verstand ein und umso ausgetüftelter werden die Verstecke. Das erwünschte Ziel bleibt gleich: Für Überraschung sorgen, Begeisterung auslösen und Anerkennung fühlen.
Wenn die Effekte nicht mehr erzielt werden, vergeht die Lust am Spiel. Was jedoch bleibt, ist der Wunsch nach diesem damaligen Gefühl: die Freude beim Gegenüber, wenn du entdeckt und gesehen wirst. Um dieses Gefühl nicht zu enttäuschen und aufrechtzuerhalten, geben wir oft dem Wunsch des Gegenübers nach, schwimmen mit der Mehrheit und halten unsere kontroverse Meinung zurück.
In heutigen Zeiten lenkt dich dieses Verhalten jedoch in die falsche Richtung. Denn wenn du mit deinen Fähigkeiten und deinem Angebot Interessenten und Kunden gewinnen willst, musst du als Persönlichkeit sichtbar werden.
Grenzen setzen macht dich sichtbarer
Um gesehen, gehört und respektiert zu werden, brauchst du Mittel und Wege, um genau das zu erreichen. Dazu gehört es, klar nach außen zu kommunizieren, was dir wichtig ist. Sobald du das machst, erzeugst du eine gewisse Ausstrahlung, die manche Menschen mögen und manche nicht.
Klarheit schafft Grenzen.
Die Art, wie du das genau machst, hängt von deiner Persönlichkeit und den Zielen ab, die dir in der jeweiligen Situation wichtig sind.
Sichtbarkeit kann auch angreifbar machen, keine Frage. Doch wenn du zu dir stehst, kannst du angemessen und in einer für dich stimmigen Weise reagieren.
In den sozialen Medien lässt es sich nicht vermeiden, dass du sowohl zustimmende als auch übergriffige Kommentare von wildfremden Menschen bekommst. Wie du damit umgehst, bleibt dir überlassen: Du kannst Kommentare dankbar annehmen und liken, aber auch löschen, ignorieren oder mit einer kurzen Antwort Klarheit schaffen.
Wie nah du all diese Meinungen an dich heranlässt, ist nicht nur eine Frage deiner inneren Haltung, sondern auch eine Frage der Entscheidung, wo du deine Grenzen ziehst.
Deshalb hier für alle Frauen, die sichtbar werden und dabei ihre eigenen Grenzen ziehen wollen:
5 Ideen, Nein zu sagen und gesunde Grenzen zu ziehen, ohne jemanden zu verletzen:
Zeige Verständnis für eine Frage oder Bitte
Verständnis ist ein Zeichen von Empathie.
Nicht jedem fällt es leicht, um Hilfe zu bitten. Viele Menschen streben danach, ihr Leben allein zu meistern und bitten ungern um Hilfe. Daher fällt es besonders schwer, eine Bitte ablehnen zu müssen. Wenn wir jedoch Verständnis zeigen für das Problem und uns bedanken für das entgegengebrachte Vertrauen, wird der andere unsere Absage oder Ablehnung weniger persönlich nehmen. Vor allem dann nicht, wenn wir im Anschluss unsere Absage genauer erklären.
Begründe, warum du einer Bitte nicht nachkommen kannst
Begründungen erzeugen Verständnis.
Es gibt viele Gründe, einer Bitte nicht nachkommen zu wollen. Vielleicht brauchst du gerade Zeit für dich allein, oder du hast dir schon etwas anderes vorgenommen. Vielleicht willst du grundsätzlich dieser Bitte nicht nachkommen, weil es deinen Werten widerspricht oder du kein Interesse daran hast. Oder dir fällt es zu schwer und du willst dich dazu nicht mehr überwinden. Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse – alle Bedürfnisse haben ihre Berechtigung, auch deine.
Biete deine Unterstützung in einer anderen Form an
Dein guter Wille zeigt deine Verbundenheit.
Wenn dir etwas zu viel ist, schlage eventuell eine kleinere Variante vor, die du stattdessen anbieten kannst. Wichtig ist, dass es sich für dich gut und richtig anfühlt. So zeigst du ehrliches Interesse und bleibst verbunden mit deinem Gegenüber.
Vertraue dir und kommuniziere deinen Wert
Setze dich selbst als Priorität, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Es gibt Menschen, die keine Hemmungen haben, andere um Gefälligkeiten zu bitten und Anforderungen an sie zu stellen – um sich dadurch ihr eigenes Leben bequem einzurichten oder sich hervorzuheben. Diese Art von Erwartungshaltung hat den faden Beigeschmack, dass sie dich kleiner hält als du bist. Dass sie nicht wertschätzt, wer du bist und was du kannst. Dass sie deine Zeit respektlos behandelt. Hier ist es an der Zeit, klar und deutlich zu kommunizieren, dass du etwas nicht willst oder nicht mehr zulässt. Keine Entschuldigung. Einfach ein klares „Nein.“
Höre gut zu
Erkenne Mechanismen und Methoden.
Lass dich nicht ablenken von schmeichlerischem Verhalten und angeblichen Vorteilen, die dir schmackhaft gemacht werden, bevor du über eine Antwort nachdenken kannst. Bevor dich jemand überreden will zu etwas, was du später bereuen könntest, sage einfach: „Ich denke darüber nach und melde mich später wieder.“ Wer das nicht respektiert und dir keine Ruhe lässt, hat nur seinen eigenen Vorteil im Sinn.
Jedes wohlüberlegte und beherzte NEIN zu anderen ist ein liebevolles JA zu Dir selbst.
Fazit
Wie du siehst, müssen Grenzen nicht hart und herzlos sein. Im Gegenteil: sie können wie ein Schutzwall für deine Seele sein.
Und diesen Schutz brauchst du immer wieder, ganz besonders dann, wenn du dir etwas eigenes aufbauen und dafür online sichtbar werden willst. Darüber hinaus haben mir noch 3 Prinzipien geholfen, die ich dir als Leitfaden zum Downloaden zusammengestellt habe.
Das wichtigste ist immer:
Vertrau dir selbst und bleib dir treu.