Als ich vor ein einigen Jahren meine alte Nähmaschine aus dem Kellerversteck hervorholte, wollte ich endlich wieder etwas tun, bei dem mir keiner dazwischenfunkt, mich niemand ablenkt und keiner reinredet.

Ich wollte mir etwas Eigenes ausdenken und umsetzen, ganz allein, mich freuen und stolz sein auf das Ergebnis. Kennst du dieses Gefühl?

Von der Nähmaschine zum Blog

Einmal wieder Kind sein, vor Begeisterung glühen und hüpfen vor Freude. So entdeckte ich sie wieder, meine Leidenschaft für schöne Stoffe, für Farben, Formen und Design. Und ich bin so froh darüber! Diesen Blog würde es ohne meine alte Nähmaschine nicht geben, denn sie war der Ausgangspunkt dafür, dass ich ein altes Hobby wiederentdeckt, weiterentwickelt und schließlich etwas ganz Neues daraus gemacht habe. Daher kann ich Dir nur raten: besinn dich auf das, was du wirklich gerne tust – und dann tu es, fang einfach an! Alles weitere entwickelt sich.

Die ersten Reaktionen von außen waren zum Teil alles andere als aufbauend, als ich damit begann, meine selbstgenähten Produkte online zum Verkauf anzubieten: Da gab es die belächelnde, etwas skeptische und befremdliche Frage einer Freundin, warum ich denn selber nähe, es gäbe doch alles fertig zu kaufen.

Dann später, als die Idee mit dem Verkauf meiner Produkte Realität angenommen hatte, eine Bemerkung, ganz nebenbei dahingeworfen „Ach, das ist ja schön! Aber reich werden kannst du damit nicht.“ Oder die Warnung, auf keinen Fall etwas zum Verkauf anzubieten, das nicht absolut perfekt sei, sonst blamiere man sich nur. Auch Aussprüche wie „Das machen doch schon so viele“ oder „Das muss man sich aber auch leisten können“ gehören in diese Stil-Kategorie.

Handmade contra Massenware

Mittlerweile sind viele Jahre vergangen, meine Täschchen und Schlüsselanhänger sind nach wie vor beliebt (auch wenn ich sie nicht mehr gewerblich anbiete), der DIY-Markt boomt und handgefertigte Produkte von hoher Qualität werden mehr und mehr geschätzt. Nach Etsy und Dawanda, der größten Verkaufsplattform für Handgemachtes abseits der Massenware, hat 2015 auch Amazon seine Handmade-Plattform eingerichtet – und wenn Jeff Bezos in diesen Markt investiert, dann kann ich mit meinem Gefühl nicht ganz falsch liegen, einen wachsenden Trend erkannt zu haben …

Aber was ist passiert? Woran liegt es, dass trotz Überangebot an Waren und trotz der Möglichkeit, schnell, einfach und billig alles kaufen zu können die Nachfrage nach handgemachten Produkten steigt? Und nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Angebot, weil es immer mehr Menschen gibt, die die Freude am Selbermachen wiederentdeckt haben, die sich mit Leidenschaft und großem zeitlichen Einsatz in ihre kreativen Projekte stürzen und am liebsten von dieser Arbeit leben würden?

Anscheinend sucht insgeheim jeder Handmader endlich wieder etwas, das nur mit ihm selbst zu tun hat. Oder diese große Gruppe von Menschen will einfach wieder selbst bestimmen, was sie macht, ohne Druck von außen, und endlich wieder das Gefühl haben, etwas eigenes geschafft und geschaffen zu haben.

Das Schöne daran ist, dass es auch viele Menschen gibt, die das toll finden und sich richtig freuen, wenn sie von Mensch zu Mensch einkaufen. Es hat sicher seine Gründe, dass Dawanda (von 2006 – 2018 die führende deutsche Plattform für Handgemachtes) 6,2 Mio. Mitglieder hatte und 1 Mio. Facebook-Fans. Jede Minute wurde dort eine Tasche gekauft und alle 20 Sekunden ein Schmuckstück (Quelle: Dawanda).

Gemeinsame Wertvorstellungen

In zahlreichen persönlichen Gesprächen mit Kunden und Verkäufern auf diversen Messen, Ausstellungen und Kunsthandwerkermärkten sind mir in den letzten Jahren einige ähnliche Äußerungen immer wieder aufgefallen, gemeinsame Wertvorstellungen bildeten sich heraus, auch Probleme seitens der Verkäufer wiederholten sich.

So sind Interessenten und Kunden immer begeistert von der Individualität des Produkts, der deutlich erkennbaren Abgrenzung von Massenware und der persönlichen Note, die durch das einzelne individuelle Gespräch noch unterstrichen wurde. Gleichzeitig war aber auch immer eine leichte Zurückhaltung und Skepsis zu spüren, wenn das Verkaufsgespräch seinen Anfang nahm.

Die Hersteller und Anbieter der Handmade-Produkte waren alle hochmotiviert und von ihren Produkten überzeugt, beherrschten ihr Handwerk und erzählten mit großer Begeisterung von ihrer Arbeit, ihren individuellen Ideen, ihrem Werdegang, und auch von ihren Problemen.

Vertrauen und Transparenz

Um dem Kunden seine Skepsis zu nehmen, ist immer sehr viel Einfühlungsvermögen gefragt, doch wenn das Vertrauen erst einmal aufgebaut ist, steht dem Verkauf nichts mehr im Wege.

Wenn auf Dauer der Handmade-Markt bestehen bleiben soll, ist es notwendig, dass die Hersteller dieser besonderen Produkte für ihr Angebot ansprechend und fair bezahlt werden, dass die Hersteller genügend Kunden finden und dass zwischen Kunde und Hersteller ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann.

Kunde und Hersteller müssen sich wohl fühlen beim Kaufen und Verkaufen: Ehrlicher und sorgsamer Umgang miteinander schafft Vertrauen, Vertrauen erzeugt ein gutes Gefühl. Und darum geht es letztendlich doch, denn kein Kunde will das Gefühl haben, sich falsch entschieden und sein Geld fehlinvestiert zu haben. Und kein Hersteller/Verkäufer (für selbst erdachte und hergestellte Produkte) will das Gefühl haben, seinen Kunden getäuscht zu haben.

Wir sind doch alle schon genug getäuscht und massiv enttäuscht worden, man denke nur an den letzten Skandal des großen deutschen Autoherstellers, die abgebrannten Textilfabriken in Bangladesh oder die nebulösen Bankermethoden vor einigen Jahren. Lasst es uns einfach besser machen, indem wir anders sind, nämlich ehrlich, offen und transparent.

Kooperation statt Konkurrenz

Menschen brauchen Menschen, brauchen eine Gemeinschaft, in der sie sich wohl fühlen, gegenseitig unterstützen und helfen, damit sie erreichen können, was sie sich vorgenommen haben, damit ihre Wünsche wahr werden können. Was sie nicht brauchen, sind Menschen, die gegeneinander konkurrieren, sich untereinander ausspielen oder voller Neid und Missgunst den anderen beobachten und nur ausnutzen, um von deren Leistung zu profitieren. Auf diesem Blog soll eine Gemeinschaft entstehen von Menschen, die sich füreinander interessieren.

Profil vor Produkt

Auf diesem Blog steht der Mensch im Vordergrund. Verkaufsplattformen, auf denen das Produkt selbst im Vordergrund steht, sind im Internet bereits zahlreich vorhanden. Mir ist es wichtig, dass Menschen das tun und von dem leben können, was ihnen Freude bereitet, was sie am besten können und am meisten lieben.

Entscheide Dich für das, was Du leidenschaftlich gerne tust, und sei offen für Veränderungen – das ist Deine Chance.

Dank der digitalen Technik stehen uns heute Möglichkeiten offen, die vor einigen Jahren noch undenkbar waren. Wir sollten sie nutzen …


Anmerkung: Dieser Artikel ist 2016 entstanden und war mein erster Blogartikel. Obwohl ich mich inzwischen völlig neu ausgerichtet habe und meinen Online-Shop mit Nähprodukten nicht mehr betreibe, habe ich diesen Beitrag nicht gelöscht. Er bedeutet mir viel, weil er mich daran erinnert, dass persönliche Weiterentwicklung und Veränderungen dadurch entstehen, dass wir uns für neue Möglichkeiten öffnen und etwas wagen.

Ohne meine Liebe zur Kreativität hätte ich nicht zum Schreiben gefunden. Und ohne Sehnsucht nach freier Arbeit, selbstbestimmter Zeiteinteilung und fairem Umgang miteinander hätte ich weder das Online-Business noch Content Marketing entdeckt.

 

 

Consent Management Platform von Real Cookie Banner